H. /Thüringen. – Was für ein Schock für alle Beteiligten! Harry S. (49) war ein alter Hase beim An- und Abschlagen von Betonteilen. Beim Umsetzen einer Schalung mit dem Kran fiel die sechs Tonnen schwere Stahlform zu Boden. Und begrub den Anschläger unter sich. Was war passiert?

 

Ein Großelement sollte am nächsten Tag betoniert werden. Harry S. (49) und sein Kollege Bert G. (45) hatten alles dafür vorbereitet. Am Betonierplatz fehlte nur noch die große Stahlschalung zur Herstellung von Betonteilen. Sie stand 40 m entfernt in der Hallenecke. Beide wollten diese noch schnell nach Schichtende mit dem Hallenkran dorthin transportieren. Eine Routineaufgabe. Harry schnappte sich die Leiter. Bert verfuhr den Hallenkran. Dann hängte Harry zwei Haken des Kettengehänges an die eingeschraubten Transportanker ein. Bert hob die Schalung um ca. 30–40 cm mit dem Kran an und fuhr durch die Halle. Derweil lief Harry zurück zum Betonierplatz und wartete. Während die Schalung heranschwebte, hielt Harry die Leiter in der Hand und machte einen Schritt auf die Last zu, bereit, bei Bodenberührung das Kettengehänge zu entfernen. Bert konnte seinen Kollegen hinter dem Stahlbauteil nicht sehen, machte es aber wie immer. Beim Abbremsen geschah dann das Unfassbare. Völlig unerwartet rutschten plötzlich die Kettenteile ab. Das sechs Tonnen schwere Stahlteil begann gleichzeitig zu kippen und herunterzufallen. Harry wurde von der Schalung zu Boden gedrückt und tödlich gequetscht.

 

„Die Last wurde aus Zeitgründen falsch angeschlagen.“

 

„Der Verunfallte hat sich vermutlich in den Gefahrenbereich der schwebenden Last begeben, um diese so schnell wie möglich abschlagen zu können“, so die zuständige Aufsichtsperson. Die Unfalluntersuchung ergab, dass das Vier-Strang-Gehänge nur mit zwei Strängen an zwei eingeschraubten Transportankern befestigt war. Zwei weitere Stränge waren lose an der Stahlwandung angeschlagen. Dies lassen die Kratzspuren an der Stahlwandung sowie zwei ausgerissene Federschnapper der Hakensicherung vermuten. „Vermutlich hatte der Verunfallte ebenfalls aus Zeitgründen auf das Einschrauben weiterer Transportanker verzichtet“, so die Aufsichtsperson. „Es ist anzunehmen, dass die Pendelbewegung beim Abbremsen des Kranes zu einem Abrutschen der nur lose in die Stahlkonstruktion eingehängten Haken führte und damit zu einer Kipp- oder Fallbewegung der schweren Schalung. Dadurch wurden die beiden verbliebenen Anschlagpunkte überlastet und die Transportankerbrachen.“

Kurz & knapp

  • Gefährdungsbeurteilung und Betriebsanweisung kennen und sich sicherheitsgerecht verhalten. Anschlagmittel sachgemäß verwenden.
  • Kein Aufenthalt im Gefahrenbereich unter/neben schwebenden Lasten.
  • Sichtkontakt und Absprachen mit Kollegen.