Michael Koob arbeitet am Institut für Gefahrstoff-Forschung (IGF) der BG RCI. Dieses misst, analysiert und berät Betriebe umfassend zu Tätigkeiten mit Gefahrstoffen. Zum Beispiel, wenn es um Gefährdungsbeurteilungen geht, Maßnahmen zur Staubreduzierung oder wenn Berufskrankheiten ermittelt werden sollen. Das IGF erforscht, wie, warum und in welchem Umfang Produkte stauben, entwickelt Analyseverfahren und die Messgeräte dazu. Also: alles zum Thema Staub aus einer Hand.

 

Herr Koob, Sie kennen sich aus mit Messungen in Betrieben. Was ist los, wenn die Luft am Arbeitsplatz nicht rein ist?

Eingeatmete Gefahrstoffe können insbesondere verschiedene Atemwegserkrankungen und auch Krebs auslösen. Staub- und Gasmessungen an Arbeitsplätzen liefern Ergebnisse, ob die Atemluft durch gesundheitsgefährliche Stoffe belastet ist. Und ob diese Krankheiten bei den Mitarbeitern verursachen können. Dann sind Schutzmaßnahmen auszuwählen, so dass sich keine Berufskrankheit entwickeln kann.

 

Was ist eigentlich Staub genau?

Staub sind feste Teilchen verschiedener Größe, Zusammensetzung und Form. Das können Gesteinsstaub, Fasern, organische Teilchen wie z. B. Dieselruß, Pollen oder Metallstäube sein.

Warum ist Staub bei der Arbeit gefährlich?

Staubteilchen bzw. Fasern gelangen nach dem Einatmen in den Nasen-Rachen-Raum. Dort gibt es körpereigene Reinigungsmaßnahmen wie z. B. Husten oder Niesen. Überwinden die Staubteilchen jedoch diesen Bereich, können sie, abhängig von der Größe, die Atemwege bis zu den Lungenbläschen schädigen. Fasern und Nanopartikel erreichen über die Blutbahn alle Bereiche des Körpers. Auch bei Kontakt mit den Augen und der Haut kann es zu allergischen Reaktionen oder dauerhaften Schädigungen kommen. Staubansammlungen können sich außerdem entzünden und heftige Explosionen verursachen. Auch die Umwelt kann durch Staub erheblich geschädigt werden.

 

Wann ist Staub ein Gefahrstoff?

Sobald die Konzentration in der Atemluft so hoch ist, dass eine gefährliche Eigenschaft (z. B. giftig, krebserzeugend, entzündbar) vorliegt und durch die Einwirkungszeit am Arbeitsplatz eine Gesundheitsgefährdung entstehen könnte. Die Luftgrenzwerte für Arbeitsplätze, sowohl für die Art des Staubes als auch für dessen stoffspezifische Herkunft (z. B. Blei), sind daher unbedingt einzuhalten.

 

Wie und wodurch verteilt sich Staub in der Luft?

Die Verteilung hängt vor allem von der Größe der Teilchen ab. Je kleiner die Teilchen, desto länger verbleiben diese in der Luft, teilweise viele Stunden. Aber auch Temperatur, Belüftung bzw. Absaugung, Raumaufteilung, Feuchtigkeit und weitere chemisch-physikalische Prozesse (z. B. Verklumpung, statisches Verhalten) beeinflussen das Absinken.

Was macht Quarzstaub so gefährlich?

Seit 95 Jahren beschäftigt sich das IGF (früher Silikose-Forschungsinstitut SFI) mit Quarzstaub, der vor allem bei der Gesteinsbearbeitung entsteht. Die Einlagerung dieser Stäube im Atemtrakt verursacht Staublungenerkrankungen wie Silikose (Quarzstaub), auch Tuberkulose bis zum Lungenkrebs durch dauerhafte Überlastung des Gewebes. Dieses entzündet und vergrößert sich, bis es sich abschließend verhärtet. Die Aufnahme von Sauerstoff verringert sich fortlaufend, man „bekommt keine Luft“ mehr.

 

Was ist speziell zur Staubvermeidung oder -verringerung notwendig?

Die Erfassung von Stäuben an der Entstehungsstelle hat oberste Priorität. Absaugeinrichtungen müssen daher nach Vorgaben geprüft, insbesondere Filter regelmäßig gewechselt werden. Trockene Reinigungsmaßnahmen sollten ausschließlich mit wirksamen Bindemitteln erfolgen, besser durch geeignete Reinigungsmaschinen. Auch das Abblasen der Arbeitskleidung darf nur mit geeigneter Absaugtechnik (Kabine) und Atemschutzgeräten erfolgen. Be- und Entlüftungsmaßnahmen staubintensiver Arbeitsbereiche bzw. Maschinen und die Kapselung von Arbeitsstellen (Fahrzeugkabinen mit Überdruckbelüftung) und Materialübergaben vermeiden den Kontakt des Mitarbeiters mit Stäuben und verbessern häufig gleichzeitig die klimatischen Arbeitsbedingungen. Für den Staubniederschlag hat sich die gezielte Wasserbedüsung mit geringem Durchsatz bei der Gesteinsbearbeitung vielfach bewährt. Atemschutzgeräte sind immer die unbequemste und letzte Lösung. Dann ist vor allem die korrekte Anwendung geeigneter Geräte („Passt die Maske?“) durch Unterweisung jedes Mitarbeiters sicherzustellen.

 

Was würden Sie Mitarbeitern zum Thema „Ist die Luft rein?“ empfehlen?

Mitarbeiter kennen die Staubfreisetzung bei ihren Tätigkeiten am besten. Sie sollten selbst auf Probleme hinweisen, denn es ist ihre Gesundheit, die es zu schützen gilt. Und sie sollten an den Maßnahmen beteiligt werden.

 

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www.bgrci.de/igf