Das Produzieren und Abfüllen von Trockenmörtel in Säcke ist eine staubige Angelegenheit. Doch was, wenn die Absauganlage nicht die Leistung bringt, die sie soll? Betriebsleiter Michael Iven erläutert im Gespräch, welche Schritte er gemeinsam mit der BG RCI unternahm, um der Sache auf den Grund zu gehen und eine neue Lösung zu finden.

Herr Iven, was war die Ausgangslage in Ihrem Betrieb, welche Probleme gab es an der Absauganlage?

SAKRET ist ja der Erfinder des Trockenmörtels. Unser Werk hier in Rüdersdorf ist eine Trockenmörtelproduktion. Wir machen alles – von Flexkleber, Fliesenkleber bis Betonestrich. Also, eine breite Palette. Die BG RCI war bei uns im Betrieb zur Überprüfung der Staubbelastung an unserer Anlage. Dabei wurde einmal stationär gemessen. Kurz nach der Absackanlage wurde ein Stativ aufgebaut mit einer Messvorrichtung. An dieser Stelle sind wir bei der Staubmessung durchgefallen, haben die Grenzwerte überschritten. Mit unserem Schichtleiter wurde dann noch mal eine Messung am Mann durchgeführt, mit den Messgeräten am Körper. Dabei haben wir die Grenzwerte gerade so erreicht. Das war der Hintergrund, um nachzuforschen und auszuprobieren, wie man die Entstaubung verbessern kann.

Was waren dann die nächsten Schritte?

Ich habe mit der für unseren Betrieb zuständigen Aufsichtsperson gesprochen und überlegt, was wir machen können. Sie hat uns vorgeschlagen, eine weitere Messung zu machen. Und zwar mit Thomas Körner vom Messtechnischen Dienst der BG RCI, der sich mit Strömungsgeschwindigkeiten in Entstaubungsanlagen auskennt. Bei der Messung an den Rohrleitungen kam heraus, dass die Entstaubung viel zu lasch ist. Herr Körner hat sich dann die Anlage ringsum mal genauer angeschaut und sämtliche Daten abgefragt. Eine der Fragen lautete: „Kann man da nicht was verändern und dort nicht was zuschiebern, was überflüssig ist?“ Weil wir auch an Stellen abgesaugt haben, wo gar nicht abgesaugt werden muss. Wir haben also sämtliche Stellen zugemacht, die eigentlich nicht notwendig sind. Und plötzlich hatten wir vorn an der Maschine mehr als die doppelte Leistung.

 

Wie kommt es dazu, dass Anlagen so gebaut sind?

Die Maschine, die hier in Rüdersdorf verbaut ist, stammt ursprünglich aus einem anderen Werk. Sie wurde hier aufgebaut und an die Bedingungen vor Ort angepasst, damit in Rüdersdorf die doppelte Menge an Trockenmörtel produziert werden kann. Technische Unterlagen oder Dokumentationen gab’s zu der Maschine kaum, so dass man eben nicht genau wusste, was die Maschine kann und was sie nicht kann. Sie wurde installiert, in Betrieb genommen und los ging’s mit der Produktion. Die Entsaugungsstutzen, die hinten an der Maschine sind, werden bei uns gar nicht mehr gebraucht. Und die haben wir dicht gemacht. Nach diesem tollen Ergebnis haben wir aber noch was Weiteres an den Rohrmündungen ausprobiert.

Und was genau?

Wir haben um die Öffnungen so eine Art Kragen gebaut aus Pappe. Das ist ja reine Physik, dass man dabei die Absaugleistung noch weiter verbessern kann. Und das Messgerät hat das bestätigt. Wir werden jetzt maßgeschneiderte Bleche als Kragen für die Rohre anfertigen. Die Pappe nehmen wir als Schablone, als Beispiel. Und dann wird es fest installiert an den Stellen, die wir bestimmt haben. Wir können mit den wenigen Maßnahmen jetzt schon deutlich mehr Luft und da- mit auch Staub absaugen. Wenn man jetzt vor der Maschine steht im Vergleich zu vorher ist das schon mehr als offensichtlich.

 

Wurden die Mitarbeiter miteinbezogen?

Die Mitarbeiter wissen alle Bescheid, was herausgefunden wurde und was noch umgesetzt werden muss. Auch die Kollegen, die mit der Maschine weniger zu tun haben, aber hier im Werk sind, wurden auch informiert. Es geht um die Gesundheit aller Mitarbeiter. Und wenn’s mal richtig gestaubt hat, dann nicht nur vorne an der Maschine, sondern durch die ganze Anlage und manchmal durch die ganze Halle. Das ist ja nicht gesund, für niemanden.

Was ist Ihnen als Betriebsleiter zum Thema „Ist die Luft rein?“ besonders wichtig?

In erster Linie geht’s um die Gesundheit der Mitarbeiter, und zwar zu hundert Prozent. Ich selbst bin kein Betriebsleiter, der 8 Stunden am Schreibtisch sitzt, sondern ich bin der praktische Betriebsleiter. Das heißt, ich fahr selbst noch 6 Stunden Anlage, wenn nicht sogar mehr. Und auch mir geht’s um meine Gesundheit. Ich bin verheiratet, habe 2 Kinder. Und ich möchte nicht krank werden durch die Staubentwicklung an der Maschine.

 

Was würden Sie anderen Betrieben zum Thema „Ist die Luft rein?“ empfehlen?

„Entstaubung an“ und los geht’s, reicht oft nicht. Ich würde anderen Betrieben raten, ihre Entstaubungsanlagen zu überprüfen. Ob das ausreicht, was verbaut ist, und wie sie betrieben werden. Und auch mal alles testen und messen lassen, so wie wir das gemacht haben. Nur wenn man’s überprüft, hinterfragt und Neues ausprobiert, kann sich was ändern. Das können auch ganz kleine Maßnahmen sein, die im Endeffekt viel bewirken. Wie sagt man so schön: kleine Ursache, große Wirkung.