M./Bayern. – Der Kran hatte die tonnenschwere Papierrolle in der Rollenschneidemaschine abgesetzt. Und eine leere Rolle ins Magazin zurücktransportiert. Dann sollte eine weitere zwischengelagerte Papierrolle umgesetzt werden. Der Kran schaffte noch den Fahrweg dorthin. Doch beim Absenken sackte die Last völlig unerwartet einseitig durch. Und dann riss das Lastseil.

 

Ohne Papier ist es ein Leereisen. Mit Papier umrollt ein voller Tambour. Die gefertigte Papierbahn wird in der Papiermaschine auf den Tambour gelegt und dort aufgerollt. Die vollen Tamboure werden bis zur weiteren Verarbeitung zwischengelagert. Das geht per Kran. Sobald es weitergeht im Rollenschneider, müssen die Tamboure wieder am Kran aus den Ablagen gehoben und in die Rollenschneidemaschine gelegt werden. Dabei werden Lasten von 3 t bis ca. 50 t bewegt. Eine starke Beanspruchung für Laufkrane und Lastseile.

 

Didi L. (38) bediente den Zweiträger-Laufkran per Funk, als es zum Absturz kam. Er hatte die 50 t schwere Last beim Senkvorgang im Blick. Und dann passierte das Unglaubliche. Der volle Tambour sackte bei der ersten Laufkatze plötzlich um ca. 50 cm durch. Das Lastseil riss. Der Tambour brachte die Traverse zum Umschlagen. Dadurch riss das Lastseil der zweiten Laufkatze. Die Traverse und die angeschlagene Last stürzten zu Boden. Zum großen Glück hielt sich zu dem Zeitpunkt niemand im Gefahrenbereich der angeschlagenen Last auf.

 

„Die Ablegereife der Lastseile war teilweise um ein Mehrfaches überschritten.“

 

„Dieser Unfall verdeutlicht, wie wichtig es ist, sich nicht unter schwebenden Lasten aufzuhalten“, so die zuständige Sicherheitsfachkraft. „Die Unfalluntersuchung zeigte, dass Kran und Seile geprüft und der Mitarbeiter geeignet, qualifiziert und unterwiesen war. Aus dem Seilgutachten geht hervor, dass die Seile eine hohe Anzahl von Drahtbrüchen aufwiesen. Die Ablegereife war teilweise um ein Mehrfaches überschritten. Die Seiloberfläche war stark verschmutzt. Das erschwerte das Erkennen. Die Seilschäden deuten darauf hin, dass es aufgrund von Gegenbiegung am Kran zu erhöhtem Seilverschleiß kam. Dies liegt an der Geometrie des Krans. Wird ein Lastseil beim Transport vom gebogenen in den geraden und anschließend in den entgegengesetzt gebogenen Zustand überführt, so kommt es zur Gegenbiegung. Dabei wird das Lastseil enorm beansprucht. Auch Pendelbewegungen können dies verstärken. Die Krananlage bzw. die Windwerke/Katzen werden zukünftig zu einem einfachen Biegewechsel umgerüstet. Die Lastseile werden nach Wiederinbetriebnahme nach 6 Monaten gewechselt und untersucht, um den zukünftigen Prüf- und Wechselrhythmus zu bestimmen. Die Kranbediener werden dazu nochmals unterwiesen.“